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Reisebericht Myanmar – 8. Mandalay

Mandalay – Märkte und Tempel

Etwas Verwirrung kam auf, als wir bei Rückkunft das Auto wechseln mussten, da der Motor des ursprünglichen Wagens, welcher uns am Flughafen abgeholt hatte, den Geist aufzugeben schien. Schnell war unser Gepäck in einem anderen Fahrzeug verstaut, welches nicht minder klapprig war. Über die staubigen und holprigen Straßen der Stadt brachte uns unser neuer Fahrer zum Zeygo Markt, dem größten Markt der Stadt. 

Sue gestattete uns wegen der fortgeschrittenen Zeit leider nur einen kurzen Blick auf das Warenangebot. Auf dem Markt wurde alles verkauft, was die einheimische Bevölkerung brauchen konnte. Von Kleider, Stoffen, Haushaltswaren bis hin zu Obst und Gemüse. Im Hotel hatten wir auch nur Zeit, das Gepäck abzustellen, damit wir das restliche Tagesprogramm noch schaffen konnten. Aber wir bekamen immerhin 45 Minuten für unser Mittagessen im „Green Elephant“ mitten in der Stadt. Ein nettes Restaurant, wo wir im Garten unter großen Bäumen saßen und wir uns nicht mehr vorstellen konnten, mitten in der Großstadt zu sein. 

Markt in Mandalay Myanmar
Das Tempelprogramm eröffnete das Shwenandaw Kloster, welches das einzige Überbleibsel eines der Wohnhäuser, dem Privatgemach des König Mindanon, aus dem alten Palast ist. Dieses Haus wurde vom Sohn des Königs als Kloster gestiftet und innerhalb des Palastes abgebaut und außerhalb wieder aufgebaut. Deshalb ist es das einzige heute noch erhaltene Gebäude des alten Palastes, da alle anderen Gebäude im 2.Weltkrieg den Angriffen der Engländer zum Opfer fielen, die das im Palast untergebrachte Headquarter der Japaner zerstören wollten. Leider wurde erst vor einigen Jahren der Palast wieder neu aufgebaut. Die Gebäude haben kaum Ähnlichkeit mit den alten Holzgebäuden, die aus Teakholz waren und mit wunderbaren Schnitzereien geschmückt wurden. Das war auch der Grund, warum wir den Palast mit Sues Zustimmung aus unserem Besichtigungsprogramm gestrichen hatten. Ich hatte das Jahr zuvor schon das Vergnügen und fand den lieblosen Nachbau einfach nur schrecklich.
So sahen die Gebäude des alten Palastes in Mandalay früher aus
Und so sieht der heutige Nachbau aus
Nach den üblichen Fotos ging es im gestreckten Galopp zur Kuthodow Pagode, dem größten Buch der Welt. Dort wurde in 729 Marmortafeln von über 200 Kunsthandwerkern in 6,5 Jahren die gesamte Tipitaka, die buddhistische Lehre, eingemeißelt. Ein guter Steinmetz schaffte am Tag ca. 15 Zeilen einer Steintafel und pro Steintafel waren es ca. 80-100 Zeilen. Heute steht jede der Steintafeln in einer kleinen weißen Pagode. Die ursprünglich goldene Schrift ist leider nur noch schwarz. Eine gedruckte Fassung der 729 Steintafeln erschien 1900 und bestand aus 38 Büchern mit jeweils 400 Seiten. Wer soll das alles lesen? Wie überall musste man sich auch hier die Schuhe ausziehen. Aber ein sehenswertes Schauspiel ereignet sich jedes Mal, wenn Touristengruppen die religiöse Stätte wieder verließen. Da wischen und putzen sich Japaner, Koreaner, Deutsche, Franzosen,…einträchtig und eifrig die dreckigen Füße mit irgendwelchen Erfrischungstüchlein sauber, um in der nächsten Pagode wieder im Staub zu stehen. An unserem Grinsen erkannten Su und wir, dass wir alle beim Anblick dieser Putzerei in diesem Moment den gleichen Gedanken hegten und lachten erst mal lauthals los, als wir wieder bei unserem Fahrer im Auto saßen.
Auf diesen Steintafeln in diesen kleinen Häuschen befindet sich das „gößte Buch der Welt“
Zum Tagesausklang führte uns Sue in ein kleines Kloster am Mandalay Hill. Bis die 150 Mönche in einer langen Reihe zum Gebetshaus liefen, vertrieben wir uns die Zeit mit einer burmesischen Familie, die ihre Kinder als Novizen an diesem Tag in dieses Kloster brachten. Die Kinder tobten auf dem Hof herum. Mamas, Papas, Schwestern, Tanten und Onkels standen stolz am Rande des Hofes, um auch dem Einzug der Mönche ins Gebetshaus beizuwohnen. Da die Mönche auf sich warten ließen und nicht nur uns etwas langweilig wurde, unterhielt sich Sue mit den Frauen der Familie. Sie kamen vom Land und hatten bisher keinen großen Kontakt mit Europäern. Umso neugieriger musterten sie uns und fragten Sue aus. Das größte Spektakel waren Fotos, die mit meiner Reisebegleiterin und mir auf dem Bild gemacht wurden. Hoch und heilig mussten wir versprechen, diese Bilder per Mail an Sue zu senden, damit sie diese an die Familien weiter schicken kann. 
Abendgebet der Mönche im Kloster am Mandalay Hill
Mit lauten dröhnenden Schlägen auf einen hängenden Holzstamm wurden die Mönche zum Gebet gerufen. Es war zwischenzeitlich fast dunkel und die Moskitos fraßen uns fast auf. Im Gänsemarsch zogen die Mönche an uns vorbei, die Treppe zum Gebetshaus hinauf. Am oberen Treppenabsatz zog jeder einzelne seine Schlappen aus, die fein säuberlich nebeneinander gestellt wurden. Im Gebetshaus knieten sie der Reihe nach hin und begannen mit ihren Gebeten und Rezitationen. Der Klang der betenden Mönche war wie aus einer anderen Welt, völlig beruhigend. Wir hielten uns noch fast eine Stunde neben dem Gebetsraum auf und lauschten den Mönchen. Total eingelullt und müde kamen wir endlich ins Hotel. Viel gemacht haben wir an diesem Abend nicht mehr, bis auf die schon fast rituelle Waschung mit dem Schrubben der fast schwarzen Füße.

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